1300
Erstmals wird eine Mühle ostwärts von Greifswald erwähnt, sie ist vermutlich mit der Mühle am Ortseingang Eldenas identisch. Das Kloster verzichtet auf alle Ansprüche an dieser Mühle und überlässt sie der Stadt.
1533
Erste urkundliche Erfassung der Windmühle bei einer Inventarisierung des aufzuhebenden Klosters Eldena.
1634
Die Windmühle geht durch Schenkung (Herzog Bogislaw XIV.) zusammen mit dem Klostergut Eldena in den Besitz der Universität über.
1688
Müllermeister Blihow pachtet die Mühle.
1712
Der neue Pächter ist der Müllermeister Joachim Zierow.
1734
Joachim Freesen pachtet die Mühle.
1758
Mit Zustimmung des Amtshauptmannes führt Freesens Schwiegersohn, Joachim Brandt, die Mühle.
1764
Der Vertrag wird verlängert und Brandt wird Pächter bis 1784.
1784
Der Pachtzins beträgt seinerzeit 133 Mark und 16 Groschen jährlich.
1789
Der Müller Detloff pachtet die Mühle.
1794
Detloff kann die Pacht nicht bezahlen, wird gekündigt und scheidet aus dem Vertrag aus. Müller Quastenberg pachtet die Mühle.
1815
Die Mühle ist derart abgewirtschaftet, dass Quastenberg aufgibt.
1816
Der Mühlenpächter von Weigel, welcher gleichzeitig Gutspächter ist, erarbeitet mit Amtshauptmann Fischer ein Protokoll zur Wiederherstellung der Mühle. Die Mühle wird danach neu errichtet.
1824
Neue Bedingungen für die Verpachtung der Eldenaer Windmühle werden erarbeitet. Müller Krull pachtet die Mühle. Der Mühlengrund besteht nun aus 44 Morgen Acker, Wiesen und Koppel.
1834
Neuer Pächter der Mühle ist Brinkmann.
1839
Giertz pachtet die Mühle.
1844
Zimmermann ist neuer Mühlenpächter.
1879
Müller Freese aus Eldena pachtet die Mühle mit dazugehörigem Grund und Boden (3 ha, 43 a und 10 m2).
1884
Freese verstirbt. Die Witwe führt die Mühle mit einem Meister (Ladendorf) weiter und übergibt den Betrieb an selbigen zur alleinigen Nutzung.
1889
Ladendorf pachtet die Mühle selbst.
1892
Ladendorf kauft einen Teil des Mühlengrundes (1 ha, 6 a und 67 m2).
1894
Ladendorf kündigt mit Erfolg die Pacht, weil sie ihm zu hoch ist. Die Pacht wird daraufhin neu angesetzt. Es findet sich aber kein neuer Pächter. Ladendorf kauft die Mühle und den restlichen ihm noch nicht gehörenden Mühlengrund.
1903
Nach dem Tode Ladendorfs geht der Mühlenhof in den Besitz der Geschwister Ladendorf (2 Töchter, 1 Sohn) über.
1937
Die Mühle ist nicht mehr in Betrieb.
1939
Die Mühle wird baupolizeilich gesperrt und der Abbruch angeordnet.
1943
Frau Emma Ladendorf ist die Eigentümerin. Es wird versucht, aus denkmalpflegerischen Gründen die Mühle zu erhalten.
1954
Die Familie Köpp kauft den Mühlenhof. In ihren Händen befindet sich dieser auch heute.
16. Juni 1972
Zusammenbruch der altersschwachen Bockwindmühle.
Historie der Eldenaer Bockwindmühle
Zur Geschichte des Mühlenstandortes
Die Bockwindmühle in Eldena ist eine der ältesten Mühlen entlang der Ostseeküste.
Das erste Mal schriftlich erwähnt wird sie im Jahre 1533 bei der Inventarisierung des aufzuhebenden Klosters Eldena.
Über viele Jahrhunderte stand sie also an diesem Ort als Teil des Kloster- und späteren Universitätsgutes. Sie ist auf der schwedischen Matrikelkarte von 1698 ebenso verzeichnet wie auf allen späteren Karten; in den Akten der Archive kann man ihre Lebensgeschichte ausführlich studieren: durch Brände, Blitzeinschlag und kriegerische Einwirkungen immer wieder zerstört und wieder aufgebaut; häufig in desolatem, baufälligen Zustand, da die Pächter wegen zu geringer Erträge keine Möglichkeit sahen, die Mühle instandzusetzen.
Aber trotz aller Zerstörungen und wirtschaftlicher Schwierigkeiten blieb die Mühle bestehen, Pächter folgt auf Pächter und bis 1931/32 wurde hier auf dem Mühlenberg in Eldena Korn gemahlen.
(VB)
In den Annalen der Mühle geblättert...
Heinrich Giertz kann heute Nacht kaum Schlaf finden, immer wieder schaut er besorgt aus dem Fenster zu der in der Dunkelheit nur schemenhaft zu erkennenden Mühle. Die Blitze erhellen den Koloss. Noch ist alles in Ordnung – aber jedes knackende Geräusch lässt den Müller zusammenzucken: Wird die Mühle dem mächtigen Sturm standhalten?
Übermüdet sinkt der Mann in sein Bett. Am nächsten Morgen sieht Giertz, was der Sturm letzte Nacht angerichtet hat: Die Rute, also einer der 10 m langen Flügel, ist gebrochen und zahlreiche Saumlatten sind zerschmettert, außerdem liegen auf dem Mühlenberg viele Lärchenschindeln der Dacheindeckung weit verstreut umher.
Wo und was nun anfangen? Das Geld ist knapp! Aber das Dach muss so schnell wie möglich dicht gemacht werden, um Wasserschäden auf dem Mehlboden, wo sich die Mahleinrichtung befindet, zu vermeiden. Außerdem muss ja die Mühle mahlen! Vor dem großen Sturm lähmte eine tagelange Flaute alle Aktivitäten des Müllers. Die vollen Säcke mit Roggen und Weizen der Bauern der Umgebung und vom Eldenaer Gut häuften sich deshalb in der Wirtschaftsscheune.
Die Flügel- und Dachreparaturen können aber schnell gemeistert werden, da Müller Giertz für kleinere Reparaturen immer Holzmaterial vorrätig hat.
Nach dem Bangen der letzten Tage weht nun der Wind endlich günstig und Heinrich Giertz macht sich mit seinen Gesellen an die Arbeit. Das erste Korn wird mittels Sackwinde auf den Mehlboden gezogen. Entsprechend der Windstärke werden die Flügel mit Segeltuch bespannt und die Mühle wird mit Hilfe von Steert und Winde in den Wind gedreht. Der Trichter über dem Mahlwerk ist mit Korn gefüllt, und der Geselle löst endlich die Bremse, welche das Kammrad festhält, so dass sich die Flügel langsam zu drehen beginnen; das Rattern ist wie Musik in den Ohren des Müllers.
Giertz stellt den Läuferstein in den richtigen Abstand zum Bodenstein. Der Roggen rieselt über den Schütteltrichter in den Rüttelstuhl, dann in die Mitte des Mahlsteins und wird zerrieben. Durch die Furchen des Steins dringt das Mehl nach außen. Von dort gelangt es in den Sackboden, wo es von Giertz auf seine Feinheit kontrolliert wird. Dabei stellt er fest, dass es noch zu grob ist. Also dreht er den Läuferstein dichter an den Bodenstein mit Hilfe der Stellspindel heran; nach kurzer Zeit sind die ersten Mehlsäcke voll.
Wenn es so weiter geht, kann der Müller mit seinem Tagewerk zufrieden sein. Denn nach schlechten Zeiten voller Sorgen hofft man ja immer wieder auf Besserung.
Schließlich muss nicht nur der Pachtzins, wie vertraglich festgelegt, an den Mühlenbesitzer entrichtet, sondern auch die Müllersfamilie mit ihren 4 Kindern versorgt werden.
Wegen dieser oftmals schwierigen Bedingungen, die weder für Mühlenbesitzer noch Mühlenpächter ein rechtes Einkommen sicherten, wechselten ständig Pächter und Besitzer bis ins 20. Jahrhundert: dann lösten allmählich die Maschinen den Wind und das Wasser als Antriebskraft ab, Wind- und Wassermühlen hatten ihre geschichtliche Aufgabe erfüllt und verschwanden allmählich aus dem Stadt- und Landschaftsbild.
(WK / GK)
Das Ende der alten Mühle
Für Menschen gilt: „Wer rastet, der rostet“; Gleiches gilt auch für Mühlen, wenn sie nicht mehr genutzt und entsprechend unterhalten werden. So hatten der Zahn der Zeit und wohl auch der Holzwurm ihr Werk vollbracht, als die Mühle am späten Nachmittag des 16.06.1972 in sich zusammenfiel.
Es war ein schöner Sommertag ohne jeglichen Wind. Der Einsturz war begleitet von einem großen Getöse und eine riesige Staubwolke zeigte den im Ort aufgeschreckten Bürgern den Weg. Schnell fanden sich viele Schaulustige ein, um die traurigen Reste der alten Mühle in Augenschein zu nehmen und vielen wurde klar, dass es nun das weithin sichtbare Wahrzeichen Eldenas nicht mehr gab.
Über 20 Jahre lang erinnerten nur noch die baulichen Reste des Mühlenbocks, auf dem sich später ein Storchenpaar niederließ, an die einstige Bockwindmühle.
(KHJ)
Wiederaufbau der Eldenaer Bockwindmühle
Vom Mühlenstumpf zur Baukonstruktionszeichnung
Im November 1995 begann die schwierige Rekonstruktion der Mühle durch die Planungsgesellschaft für Haus- und Stadterneuerung aus Greifswald unter Leitung von Werner Hülsmeier, Bearbeitung durch Christoph Schmidt-Raehsa. Zunächst wurden die noch vorhandenen Teile vermessen: der Bock, der gusseiserne Wellenkopf, ein Teil der Flügelwelle und die Mühlensteine. Alle übrigen Teile sowie die Proportionen und das Gerüst der Mühle konnten nur durch eine Analyse von Fotos und das Studium anderer Bockwindmühlen rekonstruiert werden. Erschwert wurde diese Rekonstruktion dadurch, dass die Bockwindmühle eine Besonderheit darstellte, weil sie nicht wie üblich nur einen, sondern zwei Mahlgänge hatte. Die entsprechenden Besonderheiten des Getriebes und dessen Dimensionierung machten aufwendige Untersuchungen und Berechnungen erforderlich, bis schließlich alle Details der Mühle planerisch erfasst und dargestellt werden konnten. Aber insgesamt hat alles wunderbar geklappt. Dank des kreativen Einsatzes der Architekten konnte das Wunder vollbracht werden, aus den wenigen Überresten wieder das Original der alten Eldenaer Bockwindmühle zu rekonstruieren.
(VB)
Die Gründung der Mühle und die Errichtung des „Mühlenbocks"
1997, also 3 Jahre nach Vereinsgründung, waren alle Voraussetzungen für den Wiederaufbau der Mühle geschaffen: viele Mitglieder und Sponsoren wurden geworben, um die finanzielle Basis für das angestrebte Vorhaben zu legen. Die Architekten hatten alle Pläne der Mühle fertiggestellt, so dass das Bauvorhaben beantragt und genehmigt werden konnte. Nach vielen Gesprächen erhielt schließlich die Greifswalder Firma Stelter aus Friedrichshagen nach Vorlage eines äußerst günstigen Angebotes den Zuschlag für den Bau der Mühle; zum anderen wurde mit der Greifswalder Firma Bauhütte ein Partner gefunden, der mit kostenlosen Leistungen den Startschuss für die Gründungsarbeiten der Mühle am 24.07.1997 ermöglichte:
Auf einem kreuzförmigen Grundriss wurde das Betonfundament gegossen, das als sichere Auflage für die großen Feldsteine dienen sollte. Schließlich wurde der Bock mit seinen 4 x 3 Kreuzstäben auf dieser Grundlage mit Stahlbolzen verankert, um der Mühle einen sicheren Stand zu geben.
Mittig von den Kreuzstäben gehalten, steht der Hausbaum, auf dem die zukünftige Mühle (Mühlenhaus) sitzt und gedreht werden kann. Insgesamt hat der Mühlenbock eine Höhe/Länge von 7,24 m.
(HM / WK)
Das Haus entsteht
Bis zum Oktober 1998 dauert der Bau des Hauses, das mit seinen Böden (Etagen) später die gesamte Mahlausrüstung aufnehmen wird. Seine Höhe mit Dach beträgt 9,91 m; seine Breite (Vorderansicht 4,94 m) und seine Tiefe (Seitenansicht 5,94 m); der konstruktive innere Teil besteht aus Eichenholz, während die Schalung (Ummantelung des Hauses) und die Dachschindeln aus Lärchenholz hergestellt sind.
Die Krönung und der Abschluss des Hausbaus erfolgt schließlich im Dezember 1998 mit dem Setzen der Wetterfahne, die vom Schlossermeister Jakupreiksch zum Vorzugspreis erstellt worden ist.
Dieser erste große Schritt im Rahmen des Mühlenbaus war natürlich auch ein großer finanzieller Kraftakt für den Verein. Aber Ziel des Vereins war es, den Bürgern der Stadt und den Sponsoren gegenüber ein deutliches Zeichen dafür zu setzen, dass der Verein Willens und in der Lage ist, die Mühle, wie in der Vereinssatzung festgelegt, zu errichten. Deshalb konnten die Baumaßnahmen nicht zügig fortgeführt werden – vielmehr musste in den nächsten Monaten und Jahren Geld gesammelt werden, bevor es mit dem Bau der Mühle weitergehen konnte.
Im Jahr 2000 wurde der Mühlenberg eingezäunt und Mitarbeiter des Forstamtes Jägerhof fällten die großen Pappeln an der Straße, um endlich freie Sicht auf die Mühle zu haben und freie Fahrt für den Wind zur Mühle bieten zu können.
Im Jahr 2001 wurde dann die Rutenwelle rekonstruiert und der alte Wellenkopf daraufhin untersucht, ob es auch in der zukünftigen neuen Mühle Verwendung finden könnte; diese Frage konnte schließlich positiv beantwortet werden.
(EP)
Die Konstruktion der Treppen und Böden
Durch eine Vereinbarung mit dem Kanzler der Universität Greifswald erhielt der Mühlenverein Eldena im Jahre 2000 Eichenholz für die Fußböden und für die Treppen kostenlos gestellt. Bis zu ihrer endgültigen Verarbeitung musste noch ein bis zwei Jahre gewartet werden, um ein Reißen des Holzes nach Verarbeitung und Einbau zu verhindern bzw. möglichst in Grenzen zu halten.
Die Treppen wurden in der Werkstatt der überbetrieblichen Ausbildungseinrichtung ABC-Bau in der Herrenhufenstraße angefertigt. Die Arbeiten erfolgten unter Anleitung der Ausbilder Möller und Mussehl durch Lehrlinge des Betriebes, und zwar durch Mario Borkenhagen, Sebastian Reppin, Tilo Schmeling, Mirco Theelke und Peter Kuhnert. Außer den zwei Böden wurden zwei Treppen gebaut; und zwar die Eingangstreppe zum Mehlboden mit 18 Stufen à 0,96 x 0,29 x 0,04 m. Im Gegensatz zu der üblichen Treppe wurde sie verbreitert, um den Besuchern den Auf- und Abgang zu erleichtern. Die zweite Treppe führt vom Mehlboden zum Kornboden und besteht aus 12 Stufen à 0,77 x 0,25 x 0,04 m.
(HM)
Flügel und Steert vervollständigen das äußere Bild der Mühle
Am 21.03.2002 erhält die Mühle endlich ihr richtiges Aussehen: Mit Hilfe der Firma BAUFA und des Mühlenbauers Zecher werden die Flügel angebracht und – als statisches Gegengewicht der Steert, mit dem die Mühle zum Mahlen in den Wind oder anschließend zur Ruhestellung aus dem Wind gedreht wird. Die Flügel haben eine Länge von 9 m, ein Gewicht von 2 Tonnen und eine Umlaufgeschwindigkeit von maximal 40 km/h. Mit den Flügeln wurde auch das Kammrad eingebaut, das auf der Flügelwelle sitzt und mit seinen 96 Zähnen die Königswelle antreibt, die wiederum die Kraft der Flügel an das Mahlwerk weiterleitet.
Die Flügelweihe fand am 04.04.2002 auf dem Mühlenberg statt.
(EP)
09.09.1993
Auf einer Einwohnerversammlung wird der Vorschlag unterbreitet, eine Interessengemeinschaft zum Wiederaufbau der Eldenaer Bockwindmühle zu gründen.
05.05.1994
Gründung des Fördervereins „Eldenaer Mühle“ Greifswald-Eldena e.V.
20.05.1995
Ein Jahr nach der Gründung lockt das 1. Scheunenfest des Vereins zahlreiche Besucher auf den Hof des Bauern Winfried Köpp. Die Sparkasse offeriert einen Notgeldschein aus der Inflationszeit mit einer Abbildung der Mühle.
20.03.1997
In Vorbereitung auf den Baubeginn erfolgt die Umsetzung des Storchenhorstes. Der Pachtvertrag mit dem Landeigentümer, Winfried Köpp, wird abgeschlossen.
24.05.1997
Mit der Grundsteinlegung beginnt der sichtbare Wiederaufbau. Ein schöner Anlass für das 3. Scheunenfest. Die Sparkasse prägt zu diesem besonderen Tag Münzen in Silber und Zinn.
30.10.1997
Vereinsmitglieder und Gäste erleben das Richtfest unserer Mühle
November 1997
Beginn der Schalung der Mühle und Setzen des Zaunes.
Oktober 1998
Die Mühle erhält ein wetterfestes Dach aus Lärchenschindeln. Krönung dieser Arbeit ist das Setzen der Wetterfahne im Dezember 1998.
05.09.1999
Die Eröffnung des Festjahres zum Jubiläum der Hansestadt Greifswald und des Klosters Eldena auf dem Mühlenberg zeigt, die Eldenaer Mühle gehört zum historischen Ensemble der Stadt.
Herbst/Winter 1999
Vertragsabschluss zur Nutzung des Mühlenberges, Eintrag ins Grundbuch und Einzäunung des Mühlenberges.
Frühjahr 2000
Die Pappeln am Mühlenberg werden von den Mitarbeitern des Forstamtes Jägerhof (Eldena) gefällt. Nun ist eine freie Sicht auf die Mühle gegeben.
September 2001
Einbau der Rutenwelle und Untersuchung des alten Wellenkopfes – zum Wiedereinbau geeignet!
März 2002
Dank Vereinsmitglied Mussehl und Auszubildenden entstehen Podest und Treppen.
21.03.2002
Anbau der Flügel
04.04.2002
Flügelweihe am Mühlenberg.
September/Oktober 2002
Abdichten der Welle mit Blech. Einbau Bremse und Kammrad.
25.09.2003
Die Steertwinde wird eingebaut.
Januar 2004
Die Mühle wird in den Abendstunden beleuchtet – Installation der Außenbeleuchtung.
Frühjahr 2004
Das Plateau des Mühlenberges wird mit Füllboden ausgeglichen.
18./19.08.2006
Weihe und offizielle Inbetriebnahme der Mühle
25.08.2020
Installation neuer Ruten mit neuer Tuchbespannung in rot
20.10.2022
Einbau des Sackaufzuges.
Lyrik / Mühlengeschichten
Legende von der Bockwindmühle in Eldena
Für Karl-Heinz Jochens und seine Mitstreiter
I
So, wie Generationen in Zeiten vergehn
und Wurzeln verletzt sind und wieder erstehn,
so ist es in hundert Jahren bei uns
der stolzen Bockwindmühle geschehn.
Am Eingang von Eldena auf einem Hügel
aus Eiche gebaut von Meisterhand,
Jahrhunderte trieb der Wind ihre Flügel.
Sie mahlte das Korn für die Menschen im Land.
Und fuhr auch der Blitz in den ehernen Bau,
und Kriege und Brand schlugen tiefe Wunden,
und drückte Armut meist das Land,
gebraucht wurde Brot und Hilfe, knapp oft, gefunden.
So wurde die Mühle treulich betrieben
von Müllersleuten jahrhundertelang.
Und also ist sie am Leben geblieben.
Den Müllern, den Bauern, dem Lande sei Dank.
Die Mühle, sie wurde Heimatgeschichte.
Ein Werkzeug der Menschen für Brot und Leben.
War Wegzeichen uns, und ihr Flügelgruß
hat uns Willkommen und Abschied gegeben.
Dann kam das Jahrhundert der großen Maschinen.
Die Windmühle wurde ein morsches Gerüst ...
der Rest stand zuletzt als Stumpf auf dem Hügel ...
und irgendwann (es dauerte Zeiten)
haben wir endlich die Mühle vermißt.
II
Und nach und nach wurden Stimmen laut.
Man suchte nach Meistern, nach alten Plänen.
Noch fehlte Geld.
Ein Verein kam in Schwung
und ließ sich auf steinigem Weg nicht vergrämen.
Dies große Werk brauchte langen Atem
und dankbar ward jede Hilfe begrüßt;
viel Einsatz, viel Spenden, viel Zuspruch und Rat,
und starkes Holz der heimischen Eichen
für mächtigen Hausbaum und Eichengrüst.
Geduldiges Mühen und zähes Ringen
in mehr als zehn Jahren waren zu sehn.
So konnte Stück für Stück auf dem Hügel
neu unsere alte Mühle erstehn.
III
Bald werden wir noch das Mahlwerk erproben ...
Wir werden den Wind in den Flügeln loben.
Wir werden stolz sein im Herzen - und lächeln dabei.
Denn dies ist geschehn:
Genau wie seit hundert Jahren
wird unsre Mühle,
ein Erbe der Heimat,
für Genrationen
weiter und weiter bestehn.
(Hanna Struck, September 2004)
Eine Mühle steht in Eldena (Mühlenlied)
Blaues Meer - weites Land - so schuf Gott das Pommernland
gab uns Heimat und Herzlichkeit
und die Menschen schafften ohne Ruh'
ohne Hast in Zufriedenheit
Und das Korn auf dem Feld - es wiegte im Wind
nach der Ernte war es soweit
Eine Mühle stand in Eldena
voller Stolz und Erhabenheit
Jahr und Jahr - Erntezeit - und die Mühle stand bereit
in die Flügel blies der Wind
für die Menschen gab es Brot und Mehl
bis die neue Zeit beginnt
Und das Mühlrad stand still - und die Mühle zerfiel
bot ein Bild von Traurigkeit
Eine Mühle stand in Eldena
voller Stolz und Erhabenheit
Doch die Zeit ging ins Land - und wo einst die Mühle stand
wurd' ein Traum wieder Wirklichkeit
denn die Menschen fanden Zeit und Kraft
schufen ihre Mühle neu
Bläst der Wind über's Meer - die Wolken her
singt vor Ausgelassenheit
Eine Mühle steht in Eldena
voller Stolz und Erhabenheit
Eine Mühle steht in Eldena
voller Stolz und Erhabenheit
Eine Mühle steht in Eldena
voller Stolz und Erhabenheit
Musik: F. Rosenau
Text: C. Rosin
De Buckwindmœhl ut Eldena
Gruß ut Eldena bi Griepswold
Blåge See un wiedet Land
So hett Gott måkt dat Pommernland
In Eldena, dat’s dicht bi Wieck
un an denn Flussmund von denn Ryck
dor steiht de Buckwindmœhl ut Holt
un grüßt all Ankœmlinge stolt.
Solang, as Minschen denken kœnen
mössten sei schaffen mit ehr’ Hännen.
Glieks links, kort achter’t Paradies
leech Adams Acker, wat bewiest,
wo hei dor hett so plånt un pläucht,
Räuben hackt un Kuurn inseicht.
In Sommer meiht un denn noch döscht
un denn för’t Kuurn Verwennung söcht:
Grütt un so, dat wier nich schlecht,
doch schmecken ded dat nich so recht.
Un Eva meint: Wat uns doch fählt,
dat is apartig wittet Mähl.
Denn wür ik Brot un Kauken backen,
un Nudeln, Klümp un Saußen måken.
Na, Adam wier’ne Lickertung,
un dacht: Låt di wat infall’n Jung!
Un hett de ierst Maschin erschafft,
de Arbeit måkt åhn Muskelkraft.
Hei reep tauhülp ut anner Welten
de Elementen sœlen helpen:
Wind un Wåder dreewen an
’ne Måhlmaschin, de Mähl måkn kann.
So’n Mœhl in Eldena steiht stolt
500 Johren is sei olt,
De Mœhlenflœgel sünd ok Signål
Krüz in de Mitt - is Paus ok mål
Gifft Truer- un ok Freudenschier
de Flœgel gäben Utkunft hier.
De Möller stellt sei mit Geschick
so in, sühst allens up einen Blick.
Doch:
Siet 90 Johren mahlt’s nich miehr
un nåh un nåh verföll sei hier.
bet Nägeneteihnhunnertweiunsœbnzig
dor keem sei vullkåm’n ut de Richt
un mit ein Rumms un Stoff un Krach
föll sei tausåmen up’n Mœhlenbarch.
de Mœhlenbuck, wat œwrig wier
dat stünn blot noch-allens anner wier
verluurn un dål von Wörm vergnaacht
so dörtig Johren leech dit Flach
åhn Mœhl, wier blot noch Rodelbarch
up’n Stump buuchten de Adebars.
Denn hett de Mœhlenverein sik grünnt
un ünner klauke Leitung stimmt
dat de Mœhl sall wedder upbuucht warn
10 Johren sei kein Rauh nich harrn
denn stünn sei wedder up denn Hügel
un dreihte ehre Mœhlenflögel.
Sei is ne Mœhl mit vull Funktschon
un nich blot höltern Dekoratschon.
Dank kann denn Mœhlenverein seggen
dat sei in Schot de Hänn nich leggen:
Mœhlendach, Mœhlenfest
fieert ward hier allerbest
Jung un Olt kœnen allens beseihn
as Flœgel, Rœ’ un Stein sik dreihn.
Kiekt juuch in’t Land de Mœhlen an
ok uns, de man fien hüüren kann
kümmt nu vörbi de Plappermœhl
lustert uns tau up Radiowellen
NDR1 Radio M-V ok hett
Präsenz, nå klor, in’t Internet.
Nu möten Rœd’ sik wiederdreihn.
Geiht rund, bet wi uns wedderseihn.
Un wiel ein Rund unendlich is,
is uns’ Begägnen all gewiss.
(Susanne Bliemel, 2023, NDR1 Radio MV)
Das Mäuschen und die Mühle
Es war einmal das Mäuschen Hans
mit spitzen Ohr'n und rosa Schwanz,
das lebte froh in Eldena,
weil es dort beim Müller war.
Den ganzen Tag von früh bis spät
hat sich im Wind das Rad gedreht,
im Speicher gab es Korn und Brot
und Hänschen kannte keine Not.
Doch eines Tages wird es still -
das Mahlwerk nicht mehr mahlen will,
der alte Müller ging nach Haus,
das tolle Leben es war aus
und hungrig und ganz ohne Geld
zog's Hänschen in die weite Welt.
Die einst so stolze „Mühlendame"
verkam zum Schandfleck - diese Arme -
der Regen nagte an den Brettern,
der Wind fing an sie zu zerschmettern -
dann eines Tages, welch ein Segen
begannen Menschen sich zu regen
und Brett für Brett
und Stück für Stück
kam der alte Glanz zurück.
Der junge Hans in weiter Ferne
sah viele Länder, fremde Sterne -
doch als er in die Jahre kam
und sich zur Frau die Lisa nahm,
da kam das Heimweh nach der Mühle,
er verkaufte Tisch und Stühle,
nahm seine Lisa bei der Hand
und zog zurück ins Heimatland.
Nach vielen Mühen auf der Reise
und mancher Tage ohne Speise
erreichten sie voll Zuversicht
Eldena im Abendlicht.
Die Mühle stand im neuen Holz
und Hänschen zeigte voller Stolz
wo er als Kind zu Hause war -
der Notausgang er war noch da.
Und wenn er auch kein Korn mehr fand,
ein Stall ganz in der Nähe stand -
im Mühlenpark modern zu wohnen
das schien für beide sich zu lohnen,
sie richteten sich häuslich ein
zur Feier gab es Apfelwein.
Dann träumten beide in der Nacht,
sie hätten Kinder - sieben, acht -
jetzt tobt sie schon die Kinderschar
in der schönen Mühle in Eldena.
(E. Formella)
Der viel geliebte Rodelberg - und andere Geschichten
Im Winter waren wir Dorfkinder mit unseren Schlitten fast täglich auf dem Mühlenberg, um uns im Wettbewerb zu messen, wer am besten und weitesten mit dem Schlitten den Berg hinunter kam. Der Sohn des damaligen Bauern Hermann L. erreichte damals von seinen Eltern immer die Erlaubnis, dass wir abends vor dem Nachhausegehen eimerweise Wasser auf den Mühlenhügel schleppten und den Abhang hinunter gossen, so dass wir dann am nächsten Tag eine herrliche Rodelbahn hatten. Allerdings befand sich am Ende des Abhanges ein Buckel im Gelände. Wenn wir nicht richtig aufpassten, hat hier so mancher altersschwache Schlitten sein Leben ausgehaucht.
Eine große Abwechslung war es, wenn Jalmar Jansen auftauchte, der als einziger Skier besaß. Großzügig ließ er uns alle nacheinander den Berg hinunter fahren - aber nur wenige schafften es, die meisten landeten unfreiwillig im Schnee.
Im Sommer dagegen war der Ryck als Grenze zwischen den Orten Wieck und Eldena häufig „Kampfgebiet" der Jugendlichen beider Orte. So hatten wir einmal im Schilfgürtel nördlich der Mühle eine Höhle gebaut, die wir gegen die Jugendlichen aus Wieck verteidigen mussten. Dabei haben uns einmal die Wiecker Jungen mächtig ausgetrickst. Während nämlich die täglich nach Greifswald fahrende Kleinbahn nur in langsamer Fahrt den kleinen Bahnhof gegenüber der Brücke verließ, liefen die Wiecker Jungen neben der Bahn her, und zwar für uns uneinsehbar auf der anderen Seite bis in Höhe unserer Höhle. Hier sprangen sie plötzlich hinter der Bahn hervor, sodass wir völlig überrumpelt wurden. In dem nun einsetzenden Kampfgetümmel flüchteten wir Kleineren über die feuchten Wiesen in Richtung des schützenden, heimatlichen Hofes und wer nicht rechtzeitig aufpasste, versank dabei bis zum Knie im moorigen Untergrund.
(Karl-Heinz Jochens)
Zur Grundsteinlegung
Ihr Herrn, man sagt den Müllern nach,
des Nebenmenschen Ungemach
laß'sie so ziemlich stets in Ruh,
der Müller geh so ab und zu,
klopf da den Fruchtsack
dorten auch, wie's bei den Müllern eben Brauch.
Das aber ist ein schlechter Wicht,
der so von einem Müller spricht;
denn sagt mir ehrlich ohne Zorn:
Was täten wir mit all dem Korn,
wenn der Müller nicht zuletzt
in Tatigkeit den Mahlgang setzt?
Und ohne Mehl, das ist doch klar,
macht auch kein Bäcker Essenswar'
Gäb's keine Mühle, gäb's kein Mehl.
Und greift der Müller einmal fehl,
was tut's - man braucht den Müller doch
in vielen hundert Jahren noch.
Und drum von diesem Giebel aus
wünsch ich ihm Glück im neuen Haus.
Die Räder mögen sich hier drehn
und Tag und Nacht nicht stille stehn.
So weit die Mühle blickt ins Land,
sei Not und Hunger unbekannt.
Und weil ich nur ein Redner schlicht
und mir's an Übung auch gebricht,
so mach ich's Kurz und greif zum Glas
und bring mit diesem edlen Naß
der Bauherr jetzt ein feurig Hoch:
Er möge viele Jahre noch
in seiner Lieben frohem Kreise
fortsetzen seine Lebensweise!
Hoch! Hoch! Hoch!
Das zweite Hoch auf diesem Haus
bring ich der Müllerin jetzt aus,
auf ihre Kinder und Gesind,
die alle hier beisammen sind.
Hoch! Hoch! Hoch!
Und der den Bauplan ausgedacht,
auch ihm sei jetzt ein Hoch gebracht.
Es stimmt der Riß, es stimmt der Plan,
er lebe hoch, der wackre Mann.
Hoch! Hoch! Hoch!
Und der den Mainbaum ausgeziert,
auch dem ein dreifach Hoch gebührt.
Und wer am Bau war, Groß und Klein,
den schließe in mein Hoch ich ein:
Hoch! Hoch! Hoch!
Und wer sei noch ein Glas gesetzt?
Ihm, dem ich treu bleib bis zuletzt;
das Zimmerhandwerk lebe hoch
und blühe viel tausend Jahre noch!
Hoch! Hoch! Hoch!
Und jetzt befehle ich unverwandt
Bauherrn und Mühle in Gottes Hand!
Greifswald, anno 1997
Eine Geschichte, die das Leben schreibt
Am 18.06.1972, zwei Tage nach dem Zusammenbruch der Eldenaer Windmühle, machte ein Fernsehteam vom Ostseestudio Rostock unter Leitung des Redakteurs Kurt Biesalski einen Filmbericht von dem Geschehnis. Dazu war ein zuständiger Vertreter der Stadt Greifswald, dessen Name unbekannt ist, gebeten worden, vor laufender Kamera Auskunft über die Ursache des unerwarteten Einsturzes zu geben.
Während nun Kurt Biesalski vor Beginn der Aufnahme mit besagtem Fachmann auf einem flach liegenden Mühlstein vor dem grotesken Ruinengerippe stand und den Inhalt der bevorstehenden Aussage besprach, spielte sein Fuß gedankenverloren mit einem dunklen runden Gegenstand herum, der unscheinbar auf dem Mühlstein vor ihm lag und der sich schließlich überraschenderweise als alte pommersche Münze entpuppte. Der Greifswalder Gast wusste sogleich eine mögliche Erklärung für die Herkunft der Münze: Vermutlich ist sie bei der Bezahlung innerhalb der Mühle einem Kunden oder dem Müller aus der Hand gefallen und in einer Dielenritze verschwunden. Dort hat sie dann mehr als ein Jahrhundert geruht, bis der Zusammenbruch der Mühle sie schließlich frei gab. Die Münze fand ihre vorläufige Ruhe in der Souvenirsammlung des damaligen Redakteurs und heutigem Schriftsteller Kurt Biesalski, bis er sie dem Förderverein „Eldenaer Mühle" e.V. übergab, damit sie dorthin komme, wo sie hingehört.
Der Förderverein „Eldenaer Mühle" e.V. bedankt sich recht herzlich bei Herrn Kurt Biesalski und wird der Münze einen würdigen Platz geben.
Die Mühlentechnik
Die Bockwindmühle
In Vorpommern stehen nur noch 5 Bockwindmühlen, von denen die in Pudagla (Usedom) die bekannteste ist. Dieser Mühlentyp trat in Europa wohl erstmalig im 12. Jahrhundert auf und erweiterte in erheblichem Umfang die Möglichkeit des Kornmahlens, nachdem bis dahin nur die Wassermühlen gebräuchlich waren. Auch die Mühle in Eldena entspricht diesem klassischen Typ der auf das Mittelalter zurückgehenden Bockwindmühle. Die Besonderheit ihrer Bauweise bestand gegenüber der später entwickelten Holländermühle darin, dass die gesamte Mühle (Mühlenhaus) über den Steert in den Wind gedreht werden musste. Das gesamte Mühlenhaus mit seiner technischen Einrichtung saß also mittig auf dem Mühlenbaum mit Drehpunkt auf dem Sattel als zentralem Teil des starren Bockes, der ursprünglich auf großen Findlingen gegründet wurde.
(VB)
Kammrad (96 Zähne)
1 of 5Königswelle
2 of 5Flügelwelle
3 of 5Triebrad
4 of 5Bremse
5 of 5Der Mühlenberg in 3D
Die Mahlgänge
Die Eldenaer Mühle besaß im ursprünglichen Zustand zwei Mahlgänge, mit denen der Müller gleichzeitig mit zwei verschiedenen Mahlgraden (z.B. von Korn zu Schrot und von Schrot zu Mehl) arbeiten konnte. Dazu trieb das große Kammrad mit seinen 96 Zähnen nicht wie üblich direkt ein Triebrad an, sondern war in der Lage über die zwischengeschaltete Königswelle zwei Triebräder gleichzeitig in Gang zu setzen. Beim Wiederaufbau der Mühle wurde bewusst zwar die Königswelle eingebaut, der zweite Mahlgang jedoch nicht, aus Gründen der Zugänglichkeit für die Öffentlichkeit.
Die Flügelsprache
Wenn sich die Mühle in Ruhestellung befindet, kann der Müller durch die Stellung der Flügel dem Kundigen schon von Weitem wichtige Informationen übermitteln: befinden ich die Flügel in Kreuzstellung, so heißt dies, dass der Müller eine kurze Pause eingelegt hat; die Diagonalstellung der Flügel weist auf eine lange Pause der Arbeitsunterbrechung hin; steht das Flügelkreuz so, dass es oben rechts anschlägt, so nennt man dies eine Freudenstellung, mit der auf entsprechende Ereignisse hingewiesen wird; bei der Stellung oben links, wird auf traurige Ereignisse hingewiesen (Trauerstellung).
Technische Daten
Typ | Bockwindmühle |
Maße (Mühlenhaus) |
10,7 m x 4,9 m x 5,9 m (H x B x T) |
Maße (Mühlenbock) |
7,2 x 7,2 m (B x T) |
Länge (Flügel) |
9 m |
Gewicht (gesamt) |
ca. 45 t |
Gewicht (Flügel/Rute) |
je 500 kg |
Zahl Treppenstufen (gesamt) | 30 |
Umlaufgeschwindigkeit (max.) |
40 km/h |
Materialien
Innenkonstruktion | Eichenholz |
Schalung | Lärchenholz |
Dachschindeln | Lärchenholz |
Fußboden | Eichenholz |
Treppen | Eichenholz |
Die historische Entwicklung der Müllerei
Menschlicher Erfindungsgeist war es, der unsere Geschichte unter anderem mit geprägt hat und mit ihr auch die Müllerei und ihre Mühlen. Wie heute noch bei vielen Naturvölkern, so wurde das Getreide ursprünglich mit einem Stein auf einem anderen zerrieben (4000 v. Chr.). Über Schwenk- und Handdrehmühlen (500-400 v.Chr.) ging die Entwicklung weiter zu den Tier- und Menschen- (Sklaven-) Mühlen (400-200 v. Chr). Das Bestreben der Menschen, Maschinen ohne menschliche oder tierische Arbeitskraft zu ersinnen, führte zur Ausnutzung von Wind- und Wasserkraft. So wird die älteste Wassermühle auf die Zeit um 120 v.Chr. datiert.
Bis zum heutigen Tage ist es der Wissenschaft nicht gelungen, herauszufinden in welchen Jahren und wo genau die Menschen als erste sich den Wind als natürliche Antriebskraft zu Nutzen gemacht haben. Es wurden die unterschiedlichsten Theorien aufgestellt und die Meinungen gehen stark auseinander. Eine These besagt, daß die ältesten Windmühlen in Ägypten gestanden haben sollen und führen ihr Vorkommen auf eine fast 3000-jährige Geschichte zurück. Andere Wissenschaftler widerlegen diese „phantastische“ Behauptung und sagen, dass die Franzosen die Kunde von der Ausnutzung der Windkraft im 18. Jahrhundert nach Ägypten überliefert haben.
Eine andere Studie besagt, daß im 8. Jahrhundert n. Chr. die Perser bereits mit Hilfe von primitiven Windrädern aus Schilfmatten, den Wind zur Wasserschöpfung nutzten. Man zweifelt auch an der Behauptung, daß erst die Kreuzritter von ihren Fahrten zum Heiligen Land, also im 12. Jahrhundert, über den Bau von Windmühlen in ihrem Land berichteten. Dem steht entgegen, daß bereits im 9. Jahrhundert n. Chr. der Bau von Windmühlen in England bezeugt wird. Jedoch halten viele Wissenschaftler diese Chroniken als gefälscht. Man kann aber ganz sicher davon ausgehen, daß die ältesten Windmühlen Europas dem 12. und 13. Jahrhundert angehören.
Die erste Dampfmühle wurde 1786 in London in Betrieb genommen und mit dem Jahr 1795 die Automatisierung der Mühlen in Amerika eingeführt. 1870 löste der Walzenstuhl den Mahlgang ab, was als eines der wichtigsten Ereignisse der Müllerei gilt.
Zählte man zu Anfang des 20. Jahrhunderts allein in Deutschland etwa 10.000 Mühlen, so betrug die Zahl ein halbes Jahrhundert später nur noch etwa 2000. Diese Zahl ist zwischenzeitlich kleiner geworden und wird in Zukunft sicherlich leider noch weiter abnehmen; eine Entwicklung, die zweifellos im Fortschritt der Zeit begründet liegt.
Zunehmende Industrialisierung und Rationalisierung haben die Wind- und Wassermühlen unrentabel gemacht. Die Mehrzahl der Mühlen wurde deshalb stillgelgt und für andere Zwecke verwendet. Auch der Krieg mit seiner verheerenden Zerstörung tat sein Übriges. So finden wir heute Mühlen, die abgebraucht und verfallen in den Dörfern stehen und das oft nur noch aus Tradition und Verbundenheit zu den Vorfahren. Ihr einziger Sinn scheint die Erinnerung zu bleiben an eine vergangene Zeit, an die friedliche Stille der alten Dörfer, die mit der Geschichte der Mühlen eng verbunden bleibt.
Mit dem Aussterben der Mühlen aber geht ein Stück echter Volkstümlichkeit dahin. Eine beschauliche Romantik, von der oft nur noch Ruinen bleiben. Dies aber erinnert uns: Auch die Gegenwart wird einmal Vergangenheit.